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14.10.2003
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Das Leben könnte so schön sein Um es gleich vorweg zu nehmen, ich bin in den meisten Dingen ein optimistischer Mensch und die Überschrift läßt Schlimmeres erahnen als gemeint ist. Als Mitglied der Gattung „Genussmensch“ habe ich schon so viele schöne Dinge auf dieser Erde genießen dürfen, und dabei habe ich auch nicht ein Sinnesorgan ausgelassen. Aber dennoch gibt es Minuten, Stunden, Tage oder Wochen, wo mich immer wieder dieselbe Frage beschäftigt. Sei es nun, weil irgend welche anscheinend hirnlosen Prinzipienreiter den Schulweg von Kindern einer anderen Konfession verstellen; über Menschen, die Wolkenkratzer als Flugzeuglandeplatz ansehen bis hin zu den daraus resultierenden nicht minder deplazierten Reaktionen. Nur hier befinde ich mich nicht an einem Scheideweg, da meine Einflussnahme bzw. Entscheidungsmöglichkeiten eher begrenzt sind. „Das Leben könnte so schön
sein“, wenn ... ja wenn ich nicht wieder am Scheideweg stehen
würde. Diese immer schon existierende/n Frage/n: „Was will
ich eigentlich? Was ist für mich wichtig? Was fehlt mir zum Glücklichsein?
Und auch nicht ganz unwichtig: was brauche ich überhaupt nicht?“
und hier habe ich weitaus mehr Einflussnahme Möglichkeiten.
Wenn ich z.B. an einem dieser „herrlich“ verregneten Sommer-
Sonntage aus meinem Fenster in diese grau schwarze, nebelähnliche
Wolkenmasse schaue und noch nicht einmal mehr den Dom sehen kann. Diese
Masse ihre Pforte öffnet und beginnt den Tag mit Regen auszufüllen.
Diese feinen dünnen Fäden nieselartigen Regens bei dem man
selbst mit einer Hightech Gorotex- Jacke bis auf die Haut nass wird.
Auch die im saftigsten grün stehenden Bäume sich nur noch
grau in grau nur schemenhaft von dieser „Ich möchte am liebsten
im Bett bleiben“- Masse absetzen. Wie gesagt, ich bin meistens
ein optimistischer Mensch und selbst diesem Wetter könnte ich seine
positive Seite abringen. Nur ein Sommerregenspaziergang mit meinem Monitor
macht weder mir noch diesem wirklich Spaß. Das Leben könnte
also so schön sein, ohne diese existierende/n Frage/n
.... Bis ich aus dem Bad komme, ist der Kaffee fertig und
dieser Duft- gepaart mit den Düften eines frisch gerösteten
Toast- lassen mich ohne Umschweife direkt in die Küche wandern.
Ich schäume noch schnell den spärlichen Rest Milch auf (lieber
einen Cappuccino mit der richtigen Menge Milch als alle Tassen mit unzureichender,
ist hier eigentlich meine Philosophie) und fülle dann den Kaffee
und den Milchschaum in eine wirklich große Tasse. Dann versehe
ich das noch warme Toast mit einer dünnen Schicht Butter, welche
sofort eine Symbiose mit diesem eingeht. Dann setzte ich mich mit allem
ganz gemütlich an den großen Tisch in der Küche und
genieße das Frühstück bei guter Musik. So etwas ist
für mich ein kulinarischer Genuss, und während ich diesen
Moment genieße, gehen auch schon die ersten Vorboten des heutigen
Tagesablaufs durch meinen Kopf. Nachdem meine Sinnesorgane mit solchen
Genussmitteln versorgt sind, gesellt sich der Gedanke hinzu, was zur
Perfektion dieses Frühstücks noch fehlen würde. Über
das Wetter brauchen wir nicht lange zu diskutieren. Im Sommer gehört
einfach Sonne und die Möglichkeit, ein Frühstück im Freien
zelebrieren zu können, dazu- Punkt! Denn es gibt nicht die Nord- Nord- Ost- oder
Nord- Ost- Entscheidung, sondern die Ost- oder West- bzw. Nord- oder
Süd- Entscheidung. Es ist ja auch nicht unbedingt opportun, bei
einem der ersten Date Alles- oder- Nichts- Fragen, wie z.B. wie stehst
Du zu Kindern oder kommt für Dich eine Heirat in Frage, zu stellen.
Sicherlich gibt es Mittel und Wege, diesen Punkt geschickt zu verpacken
und erste Tendenzen in Erfahrung zu bringen, aber dies könnte erstens
bereits zu spät sein, und dann stellt sich die große Frage,
ob Verstand und Gefühl auf den gleichen Nenner kommen, ob also
Verstand und Gefühl beide zu diesem Menschen ja sagen. Wer bei
solchen Disputen den Kürzen zieht, steht zumindest bei mir außer
Frage! Da hat der Verstand nicht genügend Atem für!
Bin ich mir überhaupt sicher, dass Kinder absolute Priorität
haben oder eine Trauung? Muss oder wird eine Partnerwahl dadurch beeinflusst
und wenn ja ist das überhaupt richtig Kommt es nicht viel eher
darauf an, was mir besonders wichtig ist, so dass ich darauf niemals
verzichten kann, und worauf ich eventuell verzichten kann, wenn ich
dafür etwas anderes - sozusagen als Abgeltung für meinen Verzicht
- erhalte? Ist es nicht eine gegenseitige Beeinflussung, die je nach
Bedeutung der Person einerseits und des konkreten Themas andererseits
zu einer Entscheidung in die eine oder andere Richtung führt? Liegt
es an meinem Sternzeichen oder an der Tatsache, als jüngster Sohn
mit zwei nicht unwesentlich älteren Schwestern in einer warmen,
herzlichen lieben Familie aufgewachsen zu sein? Bin ich der einzige
Mann / Mensch auf dieser Welt der sich solchen gedanklichen Verwirrspielen
hingibt und von daher ein Fall für eine ordentliche ausgewachsene
psychiatrischen Behandlung ist?
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